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Scheren

Ausgangsform für alle Scheren waren sogenannte paarige Messer, also zwei gleich- bzw. ähnlich geformte Messer, die emit zwei Händen gegeneinander geführt werden mussten. Daraus entwickelte sich zunächst die Endgelenkschere, bei der die Messer an ihren Griffenden miteinander verbunden wurden. Diese Form erhielt sich in einigen Gegenden bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

Paarige Messer
 

Der nächste Entwicklungsschritt führte zur Bügelschere, der bereits seit der Bronzezeit verbreitesten Form. Wie man erkennt, sind Bügelscheren durch den meist omegaförmigen Bügel, der die beiden Schneiden federnd miteinander verbindet, einhändig zu bedienen. Im Mittelalter wurden große Exemplare für besondere Arbeiten beispielsweise von den Tuchscherern benutzt. Aber auch kleine Exemplare, die nur dem Durchtrennen eines Fadens dienten, finden sich regelmäßig.

Darüber hinaus wurde die Darstellung der (Bügel-) Schere symbolisch genutzt: sie stand für das Gerade, das Gerät, Haushaltsgegenstände und die Kleinodien, die in der weiblichen Linie vererbt wurden.

Das im Mittelalter vorwiegend benutzte Material für Scheren war der Stahl (landläufig: Eisen); die Bronze hatte kaum noch eine Bedeutung.


Scheren des frühen 14. Jahrhunderts - nach Cowgill
Scheren des frühen 14. Jahrhunderts - nach Cowgill
 
 

Bügelscheren
Bügelschere wie # 318 bei Cowgill

Nach Haedecke waren die Schäfte der frühen Bügelscheren bandähnlich, von breitem flachen Querschnitt oder nach außen gewölbt und innen gekehlt. Erst vom 15. Jahrhundert an hatten sie einen runden oder kantigen Querschnitt. Dem widersprechen die Ausführungen von Gowgill, der runde, aber auch kantige und ovale Schäfte bereits durchgängig ab dem 12. Jahrhundert feststellt; flache Schäfte sind aus den Londoner Funden überhaupt keine zu ermitteln.

Da die Spitzen der Schneiden durch die Federkraft auseinandergedrückt werden, ist die Gefahr der Verletzungen recht hoch. Daher wurden die Scheren durch Köcher aus Leder oder Metall gesichert.

Die Hauptverwendung von Bügelscheren lag und liegt auch heute noch in der Schur der Schafe, aber auch für andere Verrichtungen waren sie hervorragend geeignet.

Heute kennen und benutzen wir fast ausschließlich die Gelenkschere mit zwei Armen und einem Niet als Drehpunkt in der Mitte. Dieser Scherentyp ist jedoch recht modern: erst seit etwa dem 10. Jahrhundert tritt er in unseren Landen gehäuft auf.

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Gelenkscheren treten etwa ab dem 10. Jahrhundert auf.
Hier eine vom Anfang des 14. Jahrhunderts - nach Haedecke

 

Quellen und Literatur:


Cowgill, J. et al.:
Knives and Scabbards. Medieval finds from excavations in London.
London, Museum of London 1987, 2000

Haedecke, Hanns-Ulrich:
Die Geschichte der Schere.
Köln/Brauweiler, Rheinland-Verlag GmbH 1998

Mandel, Massimiliano:
Scissors.
Leicester (UK), Magna Books, Wigston und Bergamo, Lucchetti Editore 1990

© Manfred Wolber     Letzte Aktualisierung: 21.10.2002

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